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Termine & Veranstaltungen

bis August: Ausstellung "Der Totentanz von Basel"

bis August: Ausstellung Der Totentanz von Basel

Ausstellung "Der Totentanz von Basel"
aus der Sammlung Fritz Roth
im Hause Klemmer-Roth, Karolingerring 26, 50678 Köln

Diese Ausstellung wurde am 10. März eröffnet und kann noch in den nächsten Wochen besucht werden. Gerne begrüßen wir Sie dazu mit einem Glas Sekt zu unseren Bürozeiten: ⁢Mo bis Fr von 10.00 bis 13.00 Uhr ⁢

HAP Grieshaber: Der Totentanz von Basel
40 Farbholzschnitte,1966

Mit dieser berühmten graphischen Folge stellt sich der Maler und Holzschneider HAP Grieshaber (1909-1981) 1966 in die alte Tradition der gemalten bzw. graphisch verbreiteten Totentänze, wie sie im deutschsprachigen Raum seit etwa 1440 nachzuweisen sind. Die furchtbaren Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs hatten damals dieser traditionellen künstlerischen Form des Memento Mori eine erschreckende Aktualität verliehen. Grieshabers Basler Totenanz verbindet Überkommenes mit Modernem. Er findet für die zentrale Aussage „Vor dem Tod sind wir alle gleich“ eine kraftvolle, zeitgemäße künstlerische Form.

Weitere Information zur Ausstellung:

Nach den spektakulären Ansichten von Trauerdekorationen des 15. bis 19. Jahrhunderts wendet sich die neue, ab März zu sehende Ausstellung wieder mehr der Moderne zu. Gezeigt wird der berühmte Baseler Totentanz von HAP Grieshaber, ein in Leipzig gedruckter und in Dresden erschienener Zyklus von 40 Farbholzschnitten. Die Folge erschien 1966 als kolossales, 4,5 kg schweres Buch in bibliophiler Aufmachung: Typographie, Papier, Druck und Bindung sind von erlesener Qualität und sollten damals international die Leistungsfähigkeit des Druckgewerbes der DDR demonstrieren. Entsprechend sind die Bildtexte mehrsprachig. Die Schriften hatte eigens der Typograph Prof. Albert Kapr entworfen und seine Studenten der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst hatten sie in Holz geschnitten. Es war also ein ausgesprochenes Prestigeobjekt, zu dem Grieshaber seine farbintensiven Holzschnitte beitrug.

Eigens für die Ausstellung wurde der der hauseigenen Sammlung „Tod und Bestattung“ angehörende Prachtband auseinander genommen und die einzelnen Blätter gerahmt, so dass die aktuelle, den Ausstellungsbedürfnissen entgegenkommende Präsentationsform eine andere als die ursprünglich intendierte ist: An die Stelle der individuell durch Blättern und Lesen nach und nach zu erlebenden Abfolge der Holzschnitte ist nunmehr das Ganze auf einen Blick zu erfassen und in die breitere Öffentlichkeit gestellt

Der auf der oberschwäbischen Achalm bei Reutlingen wirkende HAP Grieshaber (1909-1981) ist ein typischer Vertreter der deutschen Kunst der Nachkriegszeit. Auf der einen Seite der Tradition verpflichtet, auf der anderen Seite für Aufbruch und Experiment aufgeschlossen, verbindet er in seiner Kunst Figuration und Abstraktion zu einer moderaten Moderne, die für viele jüngere Künstler Vorbild sein konnte. Als mehrfacher documenta-Teilnehmer und Professor an der Karlsruher Akademie hatte Grieshaber einen großen Einfluss. Vor allem der Holzschnitt gewann dank seiner Kreativität und Innovationskraft vorübergehend eine neue Bedeutung. Der politisch links stehende Grieshaber besann sich der ursprünglichen gesellschaftspolitischen Bedeutung des Holzschnittes und setzte ihn häufig in Form von Handzetteln, Plakaten, Flugblättern u. ä. ein. Zur Bearbeitung der Holzstöcke bediente er sich unorthodoxer Hilfsmittel. Seine mannshohen Abzüge und raumgreifenden Wandgestaltungen verhalfen dem Holzschnitt schließlich zu einem völlig neuen Stellenwert innerhalb der deutschen Nachkriegskunst.

Sein Baseler Totentanz ist eine Referenz an die lange, vom Mittelalter bis zur Gegenwart ungebrochen andauernde Tradition des Totentanzes. Besondere Berühmtheit erlangte der um 1440 entstandene sogenannte Baseler Totentanz. Dieser älteste Totentanz im deutschen Sprachraum befand sich einst auf der Friedhofsmauer des Dominikanerklosters in Basel. Nur in geringen Fragmenten erhalten, wurde er jedoch in vielen druckgraphischen Folgen ausführlich dokumentier. Grieshaber besaß wohl eine Ausgabe von Matthäus Merian. Sie war erstmals 1621 erschienen. Den „Reigen“ des Totentanzes bilden Paare. Der Tod in Gestalt eines Toten begleitet jeweils den Repräsentanten eines Standes. In der Abfolge spiegelt sich die gesellschaftliche Hierarchie der damaligen Zeit. An der Spitze des Zuges wird der Papst vom Tod geführt. Am Schluss erscheint - abweichend von der historischen Vorlage - der Künstler selbst . Alle sind im Tod gleich ist die zentrale Aussage. Wenn auch an dem alten Schema einer ständisch-hierarchisch organisierten Gesellschaft festgehalten wird, rückt Grieshaber seinen Totentanz durch charakteristische Attribute an die Jetztzeit heran: Der Geschäftsmann ist mit Chauffeur unterwegs; der Jüngling spielt die Rock-Gitarre; der Kaufmann hat Telefon, der Arzt moderne medizinische Geräte usw. Auch an politischen Anspielungen auf die jüngste Vergangenheit fehlt es nicht. So trägt der Jude den Judenstern. In einem anderen Bild ist eine SS-Uniform zu erkennen. Manche Figuren wirken archaisch-volkstümlich, streifen das Phantastische, wobei die Farbgebung nicht selten schrill ist und von der offenbar von der Pop-Art beeinflusst scheint. Es ist ein farbenfroher, um nicht zu sagen fröhlicher Tanz. Innovativ ist die Kombination des traditionellen Linienschnitts mit flächig gedruckten Farbformen. Die Figuren sind oft geometrisch-flächig angelegt. Bunte Ornamente werden öfters eingestreut und verleihen einzelnen Szenen eine volkstümlich anmutende Ursprünglichkeit.

 

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